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EmailChessPoint: Eine Betrachtung zum Emailfernschach

Fernschach war bis in die 1990er-Jahre hinein jahrzehntelang ganz überwiegend Postkartenschach. Es war teuer, und Partien konnten sich über Jahre hinziehen. Dann kam Email!

Der offizielle Fernschachbetrieb tat sich erst einmal schwer damit und blieb bei der Postkarte. Es entstanden Emailschachclubs. Es entstanden auch primitive erste Server, Boards genannt, aber das Serverfernschach war noch nicht zur Reife gelangt. Email blühte!

Emailfernschach ist einfach zu spielen und mit wenig Aufwand zu organisieren. Schachspieler, die aus dem Postkartenschach kamen, und Schachspieler, die aus dem Nahschach kamen, organisierten es.

Es war auch die Zeit, in der Schachcomputer und Computer-Schachengines immer stärker wurden. Die einen nahmen es als Mittel zur Weiterentwicklung gerne an, die anderen wandten sich mit Grausen und Verboten ab. Für das Letztere steht der IECC.

Dann wurden die Schachserver für das Fernschach tauglich. Die Betreiber kamen aus dem Kommerz und aus der EDV. Sie hatten Kompetenz und Mut zur Entwicklung, sie verbanden Liebe zum Schach mit Liebe zur Technik. Der Zulauf zum Emailfernschach stockte.

Der Vorteil des Emailsfernschachs gegenüber dem Postkartenschach, kostengünstig und schnell zu sein, spielte jetzt keine Rolle mehr. Es galt, die Vorteile des Emailfernschachs gegenüber dem Serverfernschach auszuspielen. Diese Vorteile sind geringer, und es stehen ihnen Vorteile des Serverfernschachs gegenüber. Was Vor- und was Nachteil ist, richtet sich wesentlich nach Vorlieben.

Serverfernschachspieler genießen mehr Bequemlichkeit und sparen Emotionen. Emailfernschachspieler nehmen mehr Verantwortung wahr. Wo freilich alle Beteiligten die Regeln einhalten, gibt es keine Vor- und Nachteile.

Die Bequemlichkeit des Serverfernschachs besteht darin, dass der Server wesentliche Teile der Partieverwaltung übernimmt. Er kontrolliert die Korrektheit der Züge und die Einhaltung der Bedenkzeit. Wenn ein Gegenspieler sich hartnäckig nicht an die Regeln hält, wird er aus formalen Gründen verlieren.

Die Verantwortung der Emailfernschachspieler greift da, wo unsauber gespielt wird. Spieler, die unmögliche Züge übermitteln, sich nicht mehr melden oder die Bedenkzeit überschreiten, fordern ihre Mitspieler emotional heraus und ringen ihnen außerschachliche Entscheidungen ab. Sind es beide Spieler zugleich, ist das Opfer der Turnierleiter.

Emailfernschach ist das anspruchsvollere Fernschach. Der Wunsch der Serverfernschachspieler nach Bequemlichkeit ist berechtigt. Er führt zu meiner Einschätzung, dass bei der optimalen Ausnutzung der Möglichkeiten des Serverfernschachs und des Emailfernschachs auf Dauer ein Verhältnis der gespielten Partien von 2 : 1 zugunsten des Serverfernschachs zu erwarten wäre. Das bedeutet auch, dass Serverfernschach und Emailfernschach dauerhaft nebeneinander ihre Daseinsberechtigung haben.

Ein Blick in die Wirklichkeit des Fernschachbetriebs zeigt allerdings, dass das Emailfernschach sein Drittel Anteil bei Weitem nicht mehr erreicht. Es hat viele Jahre lang seine Möglichkeiten nicht ausgenutzt. Ob es überlebt, ist fraglich. Ich tue mein Möglichstes.

Emailfernschach kann mit den Mitteln der späten 1990er-Jahre nicht existieren. Postkartenschach und Nahschach kann nicht zum Vorbild der Organisierung dienen. Neue, emailfernschachspezifische Regeln mussten her. Die Organisatoren von Emailfernschach ignorierten das. Es zu ignorieren führte 2003 zum Verschwinden des ESC und zu krisenhaften Entwicklungen bei DESC und BdF. Es wurden gegensätzliche Konsequenzen gezogen, aber allseits nicht die dem Emailfernschach zuträglichen.

Der BdF setzte zunehmend allein auf das Serverfernschach und würgte den eigenen Emailfernschachbetrieb mit wachsendem Elan ab. Ich spiele da 2 Partien in der Email-Pyramide. Der restliche Emailbereich ist außer Interesse.

Der DESC entledigte sich nach und nach seiner kreativen Köpfe. Es ging noch lange gut. 2016 war dann Schluss. Der Spielbetrieb war deutlich zurückgegangen. Für den Rest an Spielbetrieb waren zu wenige Organisatoren übrig geblieben, und die Fähigkeit zur Delegierung von Aufgaben war abhanden gekommen.

Emailfernschach brauchte seit über 15 Jahren neue Regeln, die ihm vorenthalten wurden. Meines Erachtens gilt es, das zu entwickeln, was Emailfernschach und Serverfernschach am meisten unterscheidet: Die Eigenverantwortlichkeit der Spieler für das, was mit ihren Partien geschieht. Die Regeln sollten es soweit möglich den Spielern überlassen, wie sie mit außerschachlichen Verhaltensweisen ihrer Mitspieler umgehen.

Eine Zeitüberschreitung darf nur dann zum Partieverlust führen, wenn der Gegenspieler das so haben will. Schon im Vorfeld muss es einem Spieler selbst überlassen bleiben, ob er den Bedenkzeitverbrauch seines Gegenspielers nachhält oder nicht. Umgekehrt wird kein Spieler genötigt, eine eigene Zeitüberschreitung offenzulegen. Es gibt keine strikte Verpflichtung, Bedenkzeitberechnungen mitzuteilen, und noch nicht einmal, überhaupt welche anzustellen.

Die schachliche Entscheidung ist der außerschachlichen Entscheidung immer vorzuziehen. Schachliche Entscheidungen sind das Matt und das Nichtmatt, also Gewinn in Gewinnstellung und Remis im Unentschieden.

Die außerschachliche Entscheidung wird demgemäß erschwert. Die Reklamation einer Zeitüberschreitung ist formalisiert. Grundvoraussetzung ist, dass der Reklamierende am Zug ist.

Die Entscheidung durch Rücktritt wird nach Kräften vom Mitspieler und vom Turnierleiter verhindert, aber gegebenenfalls unbedingt aufgedeckt. Wer von Partien stillschweigend zurücktritt, mag Serverschach spielen. Ihm wird das erforderlichenfalls auch so gesagt.

Emailfernschach kann nicht die volle Bequemlichkeit und die pralle Informationsfülle des Serverfernschachs bieten. Das Manko ist aber nicht so groß, wie es manchem erscheint. Es lässt sich von den Servern lernen, was Bequemlichkeit ausmacht, und es lassen sich Anregungen für eine kluge Auswahl an Information gewinnen.

Emailfernschach muss das Beste dessen an Bequemlichkeit und an Information bieten, was mit vertretbaren Mitteln möglich ist. Die vertretbaren Mittel sind von der selben Art wie beim Serverfernschach, das Emailfernschach verwendet allerdings nur einen winzigen Bruchteil davon. Das Gemeinsame ist der Einsatz von PHP bei der Organisation, bei der Turnierverwaltung und bei der Turnierdarstellung im Internet. Ein sehr wichtiger Einsatz von PHP ist die Verarbeitung von Webformularen. Sie erzeugen einen doppelten Nutzen: Beim Spieler fördern sie die Bequemlichkeit, beim Organisator auch.

Historie ist der Streit um die Frage, ob Anmeldelisten verdeckt oder öffentlich geführt werden sollen. Die Verwendung von PHP fordert es heraus, alle Information, die der Organisator hat, auf dem Webserver niederzulegen, und ist sie erst einmal dort, will sie auch veröffentlicht werden. Emailfernschach braucht keine Zettelkästen.

Emailfernschachspieler nehmen viel Verantwortung wahr. Um dem gerecht werden zu können, brauchen sie viel Freiheit. Deshalb vermeidet gut organisiertes Emailfernschach kleinliche Regeln, kleinliche Regelauslegung und Kontrollzwang. Ein Schönes daran ist, dass entspanntes Turniereleiten möglich ist. Unter unseren Bedingungen kann das jeder. Gut organisiertes Emailfernschach braucht kein Guideverfahren und keine Turnierleiterausbildung.

Als das Serverfernschach noch nicht in Mode war, soll es Trickser gegeben haben, die immer, wenn sie nicht wollten, keine Emails erhalten haben. Ich habe solche Trickser nie kennengelernt. Wenn es sie aber wirklich gibt, sind Fernschachserver nützlich, denn ich kann Trickser auf sie verweisen.

Emailfernschach ist Fernschach für Liebhaber. Es ist auch Fernschach für blinde Fernschachspieler. Ihnen ist das Spiel auf dem Fernschachserver weitgehend verwehrt. Ohne Emailfernschach müssten sie Postkarte spielen, und das nur untereinander oder mit Vorlesern. Beim Emailfernschach spielen sie mit jederzeit verfügbaren Hilfsmitteln mit.

Das beste Emailfernschach bietet unser EmailChessPoint. Er ist der einzige Emailfernschachbereich weit und breit, der ein zwar geringes, aber doch sichtbares Wachstum zeigt. Sehen wir zu, dass es so bleibt!

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